Die Kranenburger Kreuzwallfahrt

Das Wundertätige Kreuz

In Kranenburg gibt es eine Holzfigur des gekreuzigten Jesus. Zur Entstehung des Holzkreuzes gibt es eine Geschichte, die sich vor vielen hundert Jahren ereignet haben soll. Sie beginnt mit einem Schafhirten.

Ein Hirte empfängt das Sakrament

Der Hirte wohnte in der Nähe von Kranenburg. Am Ostersonntag ging er in die Kirche, um am heiligen Abendmahl teilzunehmen. Dabei empfing er die Hostie. So heißt das kleine Stück Brot, dass der Priester jedem Gläubigen gibt.

Doch der Hirte schluckte die Hostie nicht. Er behielt sie in seinem Mund und ging zu seinen Schafen in den Reichswald. Hier kletterte er auf einen Baum und ließ die Hostie zwischen zwei Äste gleiten.

Die Hostie soll vom Baum geholt werden

Der Hirte bereute, dass er die Hostie nicht geschluckt hatte. Er ging zurück nach Kranenburg. Dort berichtete er dem Priester, dass die Hostie im Reichswald auf einem Baum lag. Der Priester war sehr betrübt. „Komm“, sagte er zu dem Hirten, „wir gehen in den Wald und holen die Hostie zurück.“ Der Priester kletterte auf den Baum. Doch als er nach der Hostie griff, sank sie so tief in den Baum, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Traurig kletterte er hinunter.

Der Baum wird gefällt

Ein paar Jahre später benötigte der Priester Brennholz. Er bat darum, ihm zu Weihnachten einen Baum aus dem Wald zu holen. „Bitte bringt mir einen großen Baum“, sagte er. Die Männer gingen in den Wald. Sie suchten einen großen Baum aus und fällten ihn. Es war der Baum, in den die Hostie des Hirten gefallen war. Ein Teil des Baumes wurde klein gehackt und zu Weihnachten verbrannt. Ein großes Stück des Baumes blieb übrig.

Das Kreuz aus dem Baum

„Bitte hackt den Rest des Baumes klein“, bat der Priester am Mittwoch vor Palmsonntag. Als beim Versuch den Baum zu zerkleinern, brach er in zwei große Teile. Aus dem Baum fiel eine Holzfigur mit dem gekreuzigten Jesus. „Gott selbst hat die Hostie, die in den Baum gefallen war, in ein Holzkreuz verwandelt“, erklärte der Priester den Menschen. Er stellte das Kreuz in der Kirche auf, damit alle Menschen es sehen konnten.

Viele Menschen kommen nach Kranenburg

Um das Kreuz zu sehen, kamen viele Menschen nach Kranenburg. Diese Menschen gaben in der Stadt Geld aus. Das brachte den Kranenburgern Wohlstand. Sie bauten von dem Geld auch eine große Kirche.

Heute steht dort, wo früher der Baum stand, eine Steinsäule mit einem runden Loch. Wer dadurch schaut, erblickt die Kranenburger Kirche.